10 Jahre Betreutes Wohnen Rödelheimer Bahnweg

Ein rückschauender Blick nach vorne

Innovative Weiterentwicklung der erreichten Standards und bedarfsgerechte Entwicklung angemessener Hilfeangebote sind ein Merkmal der Arbeit von Jugendberatung und Jugendhilfe e. V.
In diesem Kontext entstand in den Jahren vor 2011 die Idee, ein der Zeit angemessenes Angebot zu entwickeln, um älteren Suchtmittelkonsument:innen ein ihren Bedürfnissen angemessenes Wohnangebot zu machen.
Die Suche nach einer geeigneten Liegenschaft war damals wie heute nicht einfach.

10 Jahre Betreutes Wohnen Rödelheimer Bahnweg

2011 wurde dann das Betreute Wohnen mit dem Angebot von 10 Appartements mit eingebauter Küche und barrierefreiem Bad eröffnet. Noch in der Entwicklung, aber die notwendigen Ein- und Umbauten wurden sukzessive integriert. So boten sich auch älteren Klient:innen mit psychischen und physischen Einschränkungen gute und nutzbare barrierefreie Betreuungs- und Wohnmöglichkeiten.

Die Belegung ging in einem ersten Anlauf schnell vonstatten. Bald wurde deutlich, wie sich die Klientel im neuen Wohnumfeld und den Regeln zurechtfand. Über die geforderte Suchtmittelabstinenz stolperte am Beginn so mancher. Nach etwa zwei Jahren hatte sich ein Kern von Klient:innen gebildet, die die angebotenen Hilfen annahmen, eine Abstinenzmotivation entwickelten und die sich dank der gebotenen medizinischen und pflegerischen Hilfen zunehmend stabilisierten.

Aus den Hilfebedarf der Klientel entwickelte sich ein zusätzliches Element der Arbeit. Die intensive Kooperation mit Ärzten, Pflegediensten und Apotheken wurde eine Säule der täglichen Arbeit.

Zu Beginn wurde noch jede Woche zu den Substitutionsärzten gefahren. Heute wird die Vergabe in Absprache und Kooperation mit den zuständigen Ärzten in der Einrichtung organisiert.

Etwa ein dreiviertel Jahr nach der Eröffnung des Betreuten Wohnens wurde die Tagesstätte Bahnweg im selben Haus eröffnete. Sie verbesserte noch einmal das Angebot für die oft auch mobilitätseingeschränkten Klient:innen im Betreuten Wohnen. Die kurzen Wege eröffneten einmal mehr die Teilhabe der Klient:innen am Leben in der Gesellschaft.

Nach vier Jahren kam es zur einer erneuten, vielleicht erwartbaren Herausforderung für die Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen des Betreuten Wohnens. Ein Klient hatte sich entschlossen in der Einrichtung zu sterben. Nach intensiver und eingehender Diskussion, waren alle damit einverstanden, auch wenn es ihnen einiges abverlangte und auch eine starke Belastung bedeutete.

In dieser Situation wurde das Palliativteam des Markus-Krankenhauses in Frankfurt mit eingebunden, für deren Hilfe, Rat und Unterstützung wir an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank sagen.

Für die Klient:innen bedeutete es aber auch zu wissen, dass man nicht allein gelassen wird, wenn es dem Ende des Lebens entgegengeht. Im Laufe der kommenden Jahre kamen noch einige Todesfälle hinzu. Im Fokus der täglichen Arbeit stand und steht aber die Teilhabe der Klient:innen an der Gesellschaft, die Stabilisierung ihrer Gesundheit. Die Behandlung der oft lebensbedrohlichen Erkrankungen (HIV, Substitution, Alkoholismus und andere Suchtmittelabhängigkeiten, Diabetes, körperliche Erkrankungen, … ) und das Wecken neuer Interessen und Fähigkeiten im Rahmen einer Tagesstruktur.

In einigen Fällen gelingt es sogar sie wieder in eigene Wohnungen zu entlassen, wo auf Wunsch weiter im Rahmen des Betreuten Einzelwohnens versorgt und unterstützt werden können.

Aber auch Vermittlungen in Alten- und Pflegeheime wurden notwendig und in Abstimmung mit den Klient:innen auf den Weg gebracht.

So wird das Betreute Wohnen Rödelheimer Bahnweg mehr und mehr seiner Aufgabe gerecht, eine Anlaufstelle zu sein für ältere, durch die Folgen jahrelangen Suchtmittelkonsums gezeichnete Personen aufzunehmen, zu begleiten und zu versuchen, ihren Gesundheitsstatus zu verbessern und eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Die Corona-Pandemie war und ist es teilweise noch immer, eine ganz besondere Herausforderung für die Mitarbeiter:innen und Teilnehmer:innen des Betreuten Wohnens. Die Reglementierungen, Vorgaben und Tests sowie notwendigen Veränderungen im Alltag, waren für alle eine besondere Kraftanstrengung. Mittlerweile sind nahezu alle Bewohner:innen geimpft. Als Erfolg zählen wir aber auch, dass keiner an Corona erkrankt ist.

In der Kombination mit der sich im Haus befindlichen Tagesstätte soll auch in Zukunft mit Unterstützung des engagierten Pflegedienstes, mit Hilfe der stets motivierenden Physiotherapeut:innen, dem Engagement der Sozialarbeiter:innen des Betreuten Wohnens, dem guten Kontakt zu den behandelnden Ärzt:innen und kooperativen Apotheken und der Unterstützung durch den LWV Hessen sowie dem Sozialamt Frankfurt eine gute Versorgung unserer Klientel gewährleistet werden.

Das Betreute Wohnen soll so eine Anlaufstelle für ältere Menschen sein, die mit und ohne Substitution, unter multiplen Erkrankungen leiden und für die absehbar ist, dass sie längerfristig betreut werden müssen. So soll eine Teilhabe an der Gesellschaft ein Hauptziel der Arbeit bleiben. Dafür werden Angebote entwickelt und durchgeführt sowie Unterstützung und Hilfe zur Verselbständigung geleistet werden. Immer orientiert an den Ressourcen und Bedarfen der Teilnehmer:innen sowie ihren Möglichkeiten.  

Den an diesem Ziel mitarbeitenden Einrichtungen und Praxen, ohne deren Hilfe und Unterstützung dies alles nicht möglich wäre, noch einmal vielen Dank und wir freuen uns auf eine weitere gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Müller
Leitung                                                                                                           September 2021

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